Romantik, Rad und Rotbauchunken

Ostsee
Ostsee

(TMV) Kurzreisetipps für Mecklenburg-Vorpommern rund ums Pfingstfest: Nach Ostern rollt zu Pfingsten bereits die zweite große Reisewelle des Jahres Richtung Mecklenburg und Vorpommern. Naturgemäß stehen dabei die Strände im Mittelpunkt, doch auch am Rande oder abseits davon gibt es eine Menge zu sehen, zu erleben und zu entdecken. Im Folgenden haben wir deshalb einige thematische Tipps für Kurzreisen, Tagestouren und Ausflüge zusammengestellt.

Schlösser, Dörfer, Parkanlagen: Auf Radrundtour im Klützer Winkel

Er ist immer noch so etwas wie ein Geheimtipp auf der touristischen Landkarte: der Klützer Winkel in Westmecklenburg. Obwohl nur einen Katzensprung entfernt vom kilometerlangen Sandstrand des Ostseebades Boltenhagen, fühlt man sich hier per Zeitsprung in jene ferne Epoche gebeamt, als Schlossbesitzer und Gutsherren in Mecklenburg noch ganz große Nummern waren. Für diesen Eindruck sorgen zuallererst der tiefe ländliche Frieden sowie das wunderbar restaurierte Schloss Bothmer – die größte barocke Schlossanlage in ganz Mecklenburg-Vorpommern. Inklusive 12 Hektar Landschaftsgarten, hauseigener Gracht und einer in Deutschland einmaligen Allee aus gespaltenen Lindenstämmen.

Die hügelige und friedliche Landschaft ist ideales Terrain für Fahrradfahrer und die 36 Kilometer lange Rundtour folglich ein Hochgenuss. Sie startet und endet in Boltenhagen und führt zunächst ins namensgebende Klütz, dessen roter Kirchturm, die „Rote Bischofsmütze“, auch Wahrzeichen des Städtchens ist. Über Schloss- und Lindenallee geht es weiter nach Bothmer zum Schloss und nach ausgiebigem Besichtigungsstopp von dort auf landschaftlich reizvollen Wegen unter anderem zum Gutshaus Stellshagen, Schloss Kalkhorst mit sehenswertem Park, nach Elmenhorst mit „verdrehtem“ Dorfkirchturm sowie den Aussichtspunkten Kleinklützhöved und Großklützhöved direkt an der Ostseeküste.

Friedrich, Runge, Klinkowström: Auf Besuch in der Romantik

Ruinen im Mondschein, Segelschiffe im Morgenlicht, die Kreidefelsen auf der Insel Rügen – Bilder wie diese kennt die ganze Welt. Gemalt wurden sie von Künstlern, die Anfang des 19. Jahrhunderts in Vorpommern ihre Inspirationsquelle fanden und sich an Licht und Landschaft begeisterten. Ihre wichtigsten Köpfe: Die Freunde Philipp Otto Runge aus Wolgast, Friedrich August von Klinkowström aus Ludwigsburg und Romantik-Superstar Caspar David Friedrich aus Greifswald. Vom dortigen Caspar-David-Friedrich-Zentrum führt ein Bildweg zu 15 Orten, die für den großen Meister besonders bedeutsam waren: zum Dom, zum Marktplatz, ins Pommersche Landesmuseum mit umfangreicher Friedrich-Sammlung und natürlich auch zur berühmten Klosterruine nach Eldena, die er so oft malte wie kein anderes Motiv.

Doch auch die anderen Romantiker stehen ab sofort stärker im Rampenlicht. Philipp Otto Runge etwa gilt als vielseitigster Künstler des 19. Jahrhunderts. Er schuf die erste dreidimensionale Farbenlehre in der Deutschen Kunstgeschichte, entwarf die ersten spiegelverkehrten Kartenbilder auf dem Französischen Blatt und bereitete Jugendstil und Bauhauskunst geistig vor. All das und vieles mehr wird in Runges Geburtshaus in Wolgast präsentiert. Und auch Klinkowström ist eine zentrale Pionierfigur der damaligen neuen deutschen Kunstbewegung – sein Lebenswerk wird im Schloss Ludwigsburg dokumentiert.

Die im April 2018 offiziell eröffnete nagelneue „Route der Norddeutschen Romantik“ verbindet die Wohn- und Schaffensorte der drei Maler sowie des Dichters Karl Gottlieb Lappe. Die thematische Radroute ist 54 Kilometer lang und führt zu Originalschauplätzen mit vielen kulturellen Schätzen, aber auch in wildromantische Ecken wie die Naturstrände von Vierow und Ludwigsburg. Auf Wunsch kann die Tour mit qualifizierter Begleitung absolviert werden; dafür stehen speziell ausgebildete Kultur-Natur-Guides zur Verfügung.

Besondere Übernachtungsorte am Wege:
Greifswald: Hotel Galerie (Bed & Bike zertifiziert) www.hotelgalerie.de
Kröslin: Floating Houses www.baltic-sea-resort.com
Wolgast: Hostel POSTEL im ehemaligen Postgebäude www.post-aus-wolgast.de

Adler, Biber, Rotbauchunken: Auf Natur-Tour in der Seenplatte

Die Natur steht fast immer im Fokus, wenn es in die Mecklenburgische Seenplatte geht – und wie könnte es auch anders sein in einer Gegend, bei der einem schon beim Blick auf die Karte ganz blau und grün vor Augen wird. Dabei müssen es aber nicht immer die Seen sein, auf denen die Hausboot- oder Kanu-Post abgeht. Eine Naturerlebnisführung der besonderen Art etwa gibt es auf dem „Amazonas des Nordens“, wenn sich Naturführer Ingo Ernst mit dem Solarkatamaran aufmacht ins wildromantische Naturparadies der Peene. Im leise dahingleitenden Solarboot stört nichts den Frieden in diesem einzigartigen Flusstalmoor mit seiner überraschenden Artenvielfalt. Die dreistündige Tour führt unter anderem zu Eisvögeln, Fischadlern und Bibern beziehungsweise deren Behausungen, doch auch die Tiere selbst bekommt man hier ziemlich zuverlässig zu Gesicht – nicht selten schwimmen die haarigen Nager direkt neben dem Boot.

Ein zweites außergewöhnliches Ereignis findet am 19. Mai im Müritz-Nationalpark statt: ein abendliches Froschkonzert. Stars unterm Mondlichthimmel sind hier allerlei Amphibien, die jedes Jahr zur Zeit der Partnersuche ihren großen und enorm lautstarken Massenchor-Auftritt haben. Wasserfrösche, Grasfrösche, Laubfrösche, Knoblauchkröten, Erdkröten und Rotbauchunken machen dann Mega-Rabatz, um ihre jeweilige Herzallerliebste zu bezirzen und erreichen dabei mühelos Dezibel-Werte auf Disko-, Flughafen oder sonstigem Schmerzgrenzen-Niveau. Die Bühne für dieses außergewöhnliche Amphibien-Spektakel befindet sich an einem von der Eiszeit geschaffenen Tümpel in der Feldberger Seenlandschaft, die zum Nationalpark gehört und etwa drei Kilometer entfernt liegt vom Treffpunkt.

Peenesafari / Bibertour im Solarboot
Start: Verchen am Kummerower See
039994 749937

Froschkonzert am 19.5., 20.30 bis 23.00 Uhr
Treffpunkt Goldenbaum, Parkplatz an der Kirche

Clowns, Jongleure, Feuerspucker: Kleinkunstfestival auf Usedom

Clowns, Pantomimen, Artisten, Jongleure, Puppenspieler, Zauberer und Komödianten aller Art sind die Protagonisten, wenn Usedom vom 18. bis 21. Mai einlädt zum mittlerweile 19. Kleinkunstfestival auf der Insel. Künstler aus über 20 Ländern verwandeln dann das Seebad Heringsdorf in ein Mekka des Straßentheaters und die Strandpromenade in eine bunte Open-Air-Bühne. Höhepunkt ist das hochkarätige Galaprogramm „Varieté am Meer“, das ausgewählte Künstler am Samstag um 20.00 Uhr exklusiv im Kaiserbädersaal präsentieren. Motto: „Kabarett meets Klassik – geistreiche Satire trifft faszinierende Musikalität“.

Feierlich eröffnet wird das Festival am Freitag um 17.00 Uhr an der Konzertmuschel in Heringsdorf. Und dann heißt es drei Tage Action an sechs Auftrittsorten rund um die Heringsdorfer Seebrücke; Gastspiele der Künstler, die übrigens alle ohne Gage auftreten, gibt es aber auch in Ahlbeck, Bansin, Koserow, Zinnowitz, Karlshagen, Loddin und Swinemünde. Bei Wertungsauftritten am Freitag, Samstag und Sonntag stellen sich die Akteure der verschiedenen Sparten darüber hinaus einer professionellen Jury, die die Wettbewerbssieger am Sonntag um 19.00 Uhr verkündet und ehrt. Und nicht zuletzt wird auch der kreative Nachwuchs gefördert und gefordert: beim Mitmachzirkus an allen drei Pfingsttagen.

Bilder, Fotos, Sonnentüren: Kunstpfade auf Fischland-Darß-Zingst

Dass Fischland-Darß-Zingst stets ein Spielplatz war für kreative Geister, ist seit Gründung der Künstlerkolonie Ahrenshoop im Jahre 1892 bekannt. Ebenso wie die Tatsache, dass dieses Erbe sorgsam gepflegt wird und sogar weiter entwickelt – so ist Zingst heute zum Beispiel Maß vieler Dinge für Fotografen und Fotofreunde aus aller Welt. Was liegt es da näher, als viele Punkte Schritt für Schritt zu entdecken, an denen Maler einst Inspiration fanden oder Fotokünstler ihre Lieblingsplätze. Und anderem.

So kann man auf dem Kunstpfad in Ahrenshoop etwa zu beliebten Motiven der Kolonie-Koryphäen wandern. In Zingst auf dem „OLYMPUS FotoKunstPfad“ echte Kunstwerke als Impuls für fantasievolle Selbstinszenierungen nutzen. In Wieck auf dem Postkartenpfad historische Ansichten des Ortes mit der Gegenwart vergleichen. Und auf dem Haustürenpfad in Prerow, Born und Wieck die bunt bemalten und reich verzierten Holztüren bewundern, die es nur auf dem Darß gibt. Jüngstes Kind in dieser Familie ist der im April eröffnete Lyonel-Feininger-Rundgang in der Bernsteinstadt Ribnitz-Damgarten – ein inszenierter Kunstspaziergang auf den Spuren des deutsch-amerikanischen Expressionisten und Bauhaus-Meisters, der zwischen 1905 und 1928 dreimal in der Stadt zu Gast war und hier zahlreiche Zeichnungen, Holzschnitte, Radierungen und Gemälde schuf.

Die Krone von Rügen: Zu Besuch im Jagdschloss Granitz

Höher geht´s nimmer, zumindest nicht auf Rügen. Wer den Tempelberg erklimmt, steht 106 Meter über dem nahen Meer – für eine Ostseeinsel ist das gigantisch. Und er steht vor einem Juwel, das im wahrsten Wortsinn der Höhepunkt auf Deutschlands größter Insel ist: dem imposanten Jagdschloss Granitz. Inmitten des gleichnamigen Naturschutzgebietes und umgeben von urigen Buchenwäldern, krönt das Märchenschloss den Höhenrücken zwischen den beliebten Ostseebädern Binz und Sellin. Und krönt damit gewissermaßen auch ganz Rügen.

Königlich ist dann auch die Panoramasicht vom 38 Meter hohen Turm – über alle Baumwipfel hinweg liegt dem Besucher die komplette Ostsee- und Boddenlandschaft von Südostrügen zu Füßen. Vor dem exklusiven Blick steht allerdings noch der legendäre und schwindelerregende Aufstieg über die selbstragende Wendeltreppe. Eine kunstvolle Schmiedearbeit mit insgesamt 154 gusseisernen, durch Blüten und Ranken durchbrochenen Stufen, die der Treppe eine bestechende optische Leichtigkeit verleihen und filigrane Schatten auf die rustikale Turmmauer zaubern.

Die exponierte Lage hat übrigens ihren Preis. Durch die Granitz führen keine Straßen, wer zum schönsten Jagdschloss Deutschlands will, muss ein paar Kilometer durch den herrlichen Buchenwald laufen oder radeln. Doch es gibt bequeme Alternativen: Pferdekutsche. Jagdschloss-Express. Oder der „Rasende Roland“, Rügens nostalgische Schmalspurbahn, die mehrmals täglich auf ihrem Weg zu den Ostseebädern mit Volldampf auch durch die Granitz schnauft und den Weg zum Besuchermagneten erheblich verkürzt. Außerordentlich populär sind auch die Wanderungen zum Schloss, die bei Vollmond stattfinden. Aber das ist erst wieder in der Woche nach Pfingsten der Fall.